Hinter der Suchlupe: Auswirkungen der Suche auf die einzelne Person
Daten und Datenschutz
Die meisten Websites, Suchmaschinen und E-Mail-Programme sammeln Informationen über die Nutzenden. Die meisten dieser Daten sind über IP-Adressen mit der Identität des Benutzers verbunden. Diese Daten werden dann verwendet, um gezielte Werbung und personalisierte Inhalte zu schalten, die angebotenen Dienste zu verbessern und Marktforschung zu betreiben. Suchmaschinen legen jedoch nicht immer alle Informationen offen, die sie sammeln, und auch nicht, was sie mit diesen Informationen tun, sobald sie gesammelt wurden.1 Oder sogar, wo sie diese Informationen sammeln. Studien zeigen zum Beispiel, dass Google Nutzende auf fast 80 % aller Websites verfolgen kann.2Zu den Informationen, die Suchmaschinen anzeigen können, wenn jemand nach einer nutzenden Person sucht, gehören:
- Informationen, die sie auf einer Website hinzugefügt hat
- Informationen, die von anderen mit ihrer vollen Zustimmung hinzugefügt wurden
- Informationen, die in einem anderen Kontext gesammelt und dann im Web veröffentlicht wurden — von Foren, Veranstaltenden, FreundInnen und anderen
- Jede Suche: das gesuchte Thema, Datum und Uhrzeit der Suchanfrage1, 3, 4
- Aktivitätsdaten über Apps wie E-Mail, Kalender und Karten, die von Suchmaschinen wie Google und Microsoft gesammelt werden3, 4
- Daten, die einige Suchmaschinen von Dritten kaufen. 3,4
- Daten, die von Suchmaschinen und Websites gekauft werden, die von Dritten zusammengestellt und mit der nutzenden Person verknüpft werden2
- Rückschlüsse, die aus den gesammelten Daten gezogen werden.
- Rückschlüsse, die aus persönlichen Einstellungen gezogen werden. Zum Beispiel „zu folgern, dass ein Benutzer, der starke Privatsphäre-Einstellungen hat, bestimmte psychologische Eigenschaften hat", oder dass er oder sie „etwas zu verbergen hat"5
- Benutzerprofile oder Modelle, die die Suchmaschinen auf der Grundlage dieser Informationen erstellen. Diese Modelle beruhen auf Online-Daten und geben nur einen begrenzten Einblick in die Person. Die darauf basierenden Entscheidungen werden, wenn sie in anderen Zusammenhängen verwendet werden, nicht fair sein.
Alle diese Daten, sowohl die rohen als auch die verarbeiteten, geben Anlass zu Bedenken hinsichtlich Datenschutz und Sicherheit. Einige Maßnahmen können von Suchanbietern, Regierungen und Nutzenden ergriffen werden, um Verletzungen der Privatsphäre zu verhindern:
- Die Datenspeicherung kann so erfolgen, dass Lecks und Diebstahl verhindert werden. Zum Beispiel durch die Speicherung von Benutzerdaten in separaten und dezentralisierten Datenbanken.5
- Daten werden verschlüsselt oder anonymisiert.
- Maschinelles Lernen kann verwendet werden, um Tracker automatisch zu erkennen und zu klassifizieren. Dies kann dann zur Verbesserung der Browser-Datenschutz-Tools verwendet werden.2
- Policies und Gesetze wie die GDPR-Gesetzgebung können explizite Richtlinien und Sanktionen einführen, um die Datenerfassung, -nutzung und -speicherung zu regulieren.1
- Benutzerzentrierte Empfehlungen werden erstellt und veröffentlicht, damit Nutzende, einschließlich Eltern und Lehrkräfte, ihre Privatsphäre und die ihrer Schützlinge besser schützen können.
Auch die Art und Weise, wie ein Gesetz durchgesetzt wird, ändert sich von Land zu Land. Nach der GDPR kann eine Person ein Suchmaschinenunternehmen auffordern, ein Suchergebnis zu entfernen, das sie betrifft. Selbst wenn das Unternehmen die Seite in Europa aus dem Index entfernt, kann sie in den Ergebnissen außerhalb Europas weiterhin auftauchen.1
Nicht zu vergessen, dass die Richtlinien der Unternehmen zwar ein gewisses Licht auf ihre Praktiken werfen können, die Forschung aber zeigt, dass oft eine Lücke zwischen der Richtlinie und ihrer Anwendung besteht.2
Zuverlässigkeit der Inhalte
Kritische Stimmen haben darauf hingewiesen, dass Suchmaschinenunternehmen nicht ganz offen damit umgehen, warum sie einige Seiten anzeigen und andere nicht, und einige Seiten höher einstufen als andere.1Das Ranking der Suchergebnisse wird stark von Werbetreibenden beeinflusst, die Inhalte sponsern. Außerdem bieten die großen Suchmaschinenunternehmen viele andere Dienste als die Suche an. In Europa wurde Google formell angeklagt, weil es sein eigenes Produkt oder seine eigene Dienstleistung in den Suchergebnissen an prominenter Stelle angezeigt hat, unabhängig von deren Vorzügen.1
Große Unternehmen und Webentwickler, die Ranking-Algorithmen studieren, können das Ranking ebenfalls beeinflussen, indem sie darauf Einfluss nehmen, wie eine Suchmaschine die Popularität und Authentizität von Websites definiert. Natürlich sind die Kriterien, die die Programmierenden der Suchmaschinen für wichtig halten, selbst hinterfragenswert.
All dies wirkt sich darauf aus, wie zuverlässig die Suchergebnisse sind. Es ist immer eine gute Idee, mehrere Quellen und mehrere Suchmaschinen zu verwenden und eine Diskussion über die in der Schularbeit verwendeten Inhalte zu führen.
Autonomie
Eine Suchmaschine empfiehlt mit ihrem Ranking-System Inhalte. Indem sie die Kriterien für die Auswahl dieser Inhalte nicht preisgibt, schränkt sie die Autonomie der nutzenden Person ein. Hätten wir zum Beispiel gewusst, dass eine der vorgeschlagenen Webseiten gesponsert ist oder nach Beliebtheitskriterien ausgewählt wurde, mit denen wir uns nicht identifizieren können, hätten wir uns vielleicht nicht für diesen Inhalt entschieden. Indem sie uns die informierte Zustimmung entziehen, üben Suchmaschinen und andere Empfehlungssysteme einen kontrollierenden Einfluss auf unser Verhalten aus.Autonomie bedeutet, die Kontrolle über Prozesse, Entscheidungen und Ergebnisse zu haben.7 Sie impliziert Freiheit (Unabhängigkeit von kontrollierenden Einflüssen) und Handlungsfähigkeit (Fähigkeit zu bewusstem Handeln)7. Systeme, die Inhalte ohne Erklärung empfehlen, können in die Autonomie der Nutzenden eingreifen. Sie geben Empfehlungen, die die nutzende Person in eine bestimmte Richtung drängen, indem sie sie nur mit dem konfrontieren, was sie möchte, und indem sie die Bandbreite der Optionen, denen sie ausgesetzt ist, einschränken.5
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1 Tavani, H., Zimmer, M., Search Engines and Ethics, The Stanford Encyclopedia of Philosophy, Fall 2020 Edition), Edward N. Zalta (ed.)
2 Englehardt, S., Narayanan, A., Online Tracking: A 1-million-site Measurement and Analysis, Extended version of paper at ACM CCS 2016.
3 Google Privacy and Terms
4 Microsoft Privacy Statement
5 Milano, S., Taddeo, M., Floridi, L. Recommender systems and their ethical challenges, AI & Soc 35, 957–967, 2020
6 Tavani, H.T., Ethics and Technology: Controversies, Questions, and Strategies for Ethical Computing, 5th edition, Hoboken, NJ: John Wiley and Sons, 2016
7 Hillis, K., Petit, M., Jarrett, K., Google and the Culture of Search, Routledge Taylor and Francis, 2013